14.09.13

Entweder Ballet oder Reiten, sagte der Arzt damals zu meiner Mama als es darum ging eine Sportart für mich zu finden. Ich hätte nie in ein Balletröckchen gepasst- ich bin einer dieser Menschen an denen das Rhtymusgefühl vorbeigegangen ist und die einfach zu sehr Elefant für ein rosa Röckchen sind, also entschloss sich die Familie fürs Reiten.
(Hinweis: sollte einer von euch  Pferde und gefühlsduselige Texte dumm finden sollte er nach diesem Satz aufhören zu lesen.)
Wo es enden würde ? Meine damalige Reitlehrerin sagte zu meiner Mama "Wenn se mit 14 net uffhöre wirschs a Lebe lang net los". Und so kam es.
Ich schreibe diesen Beitrag, weil es heute 2 Jahre her ist, dass ich morgens mit einem flauen Gefühl in der Magengegend aufwachte und wusste: Heute wird eine großer Traum wahr, heute holst du dein erstes eigenes Pferd nach Hause. Nach Hause, das bedeutet in den Stall, in dem ich groß geworden bin. In dem ich seit meinem sechsten Lebensjahr viele Stunden verbracht habe, in dem es Menschen gibt die mich kennen wie meine zweite Familie. Der Dicke, wie wir ihn liebevoll nennen, hatte mich vom ersten Moment an. Eigentlich war es so, wie es immer sein muss: spontan und ungewollt. Natürlich hatte ich längst geplant mir nach dem Studium ein eigenes Pferd zuzulegen und wie es halt so ist schaute ich schon weit vorher ab und an Verkaufsplattformen durch, nur mal so aus "Spaß". Eines abends saß ich bei meinen Eltern im Wohzimmer und tat obengenanntes und stieß auf einen der mir gefiel. Blutjung, noch keine 4, aber Kaltblut- dabei schaute mir mein Papa über die Schulter und meinte "Ach des isch aber en hübscher, wo steht der gucke mir den an ?" Ihr müsst wissen, Papa hat keinerlei Ahnung von Pferden- aber wie immer wurde ich natürlich vollstens von meinen Eltern unterstützt. Ich zweifelte, es war noch ein halbes Jahr bis Studienende aber gut "nur gucken" kann man ja mal. Die Chemie zwischen mir und ihm stimmte sofort, auch mit dem Züchter wurden wir uns einig, er durfte noch bleiben bis ich ihn holen konnte- Kaufvertrag- zack. Da war er meins.
Und ohne übertreiben zu wollen, war dies eine der besten Entscheidungen die ich je in meinem Leben getroffen habe. Es gibt nicht nur positive Seiten an einem Pferd, das dürfte jedem klar sein der jemals in seinem Leben ein Tier hielt. Die Stallmiete, Tierarztkosten, Reitstunden , die viele Zeit, das niemals saubere Auto, die fehlende Flexibilität über all das war ich mir vorher bewusst. Ich habe mir eine Lebensaufgabe gekauft, noch dazu eine furchtbar große und starke. Eine die unter Umständen ihrer 700kg ganz schön unsanft einsetzen kann und ihren eigenen Willen hat. Trotzdem bereue ich keinen Cent und keine einzelne Minute.
 Lieber M., als du mir am ersten Tag auf dem Weg zur Halle auf den Fuß gestiegen bist weil du dich erschrocken hast- hast du mir einen ewigen blauen Fleck beschert. Der zwar verblast, aber nie mehr ganz weggeht. Genau dasselbe hast du mit meinem Herzen getan. "Ein braver, aber der hat de Schalk im Nacken", das ist glaube ich,  dass was deinen Charakter am besten beschreibt. Die Anrufe "Dein Pferd ist aus der Koppel ausgebrochen" "Jenni der hat beim laufen lassen einfach die Hallentür aufgemacht und ist alleine in Stall zurück", "Ich glaub du musst kommen der liegt auf der Seite und macht komische Geräusche" (du hattest geschlafen und geschnarcht) sie sind zwar seltener geworden aber irgendetwas beklopptes stellst du hin und wieder trotzdem an. Wir haben fast 3 Monate gebraucht bis ich dich anständig angaloppiert bekam und oft ging ich deshalb nach der Reitstunde weinend und desillusioniert nach Hause, ich würde es nie schaffen dir gerecht zu werden und es richtig zu machen redete ich mir ein. Doch ich riss mich zusammen. Ich arbeitete an mir, ich holte mir Hilfe durch Teilberitt und tollen Unterricht und mittlerweile ist auch Galopp kein Problem mehr für uns. Unser erster Ausritt und die Spaziergänge bei denen du mir fast die Schulter rausgerissen hast weil das Gras so sehr grün und lecker aussah. Auch das bekamen wir in den Griff, mittlerweile bist du entspannt und das Gras interessiert dich nur noch auf der Koppel. Ich habe von dir gelernt das, egal wie schwierig etwas ist, das es mit der notwendigen Geduld klappt und das auch Rückschritte einen weiterbringen können. Du bist meine Insel. Wen es mir schlecht geht, geh ich zu dir und weiß genau das du mich auf andere Gedanken bringst. Ich kann und muss abschalten wenn ich auf deinem Rücken sitze, sind die Sorgen weg. Ich wünsche jedem etwas, dass die Leere im Herzen auffüllt die der Alltag hinterlässt, und ich bin froh, dass ich es in dir gefunden habe. Danke, auf viele weitere gesunde und glückliche Jahre mit dir.

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