Auf Wiedersehen.

Und der ewige Anspruch
Und sich ständig vergleichen
Wir haben ein Leben Zeit
Ein Leben, und das muss dann auch mal reichen.

Und die Zukunft, sie leuchtet so ultramarinblau
Nur sie leuchtet immer woanders..

 

Es ist still geworden auf meinen Profilen, auf Twitter, auf Instagram, auf Facebook. Ich habe lange überlegt, ob ich einen Text bzw. eine Rechtfertigung schreibe, warum ich in den letzten Monaten und Wochen Phasen hatte wo ich bewusst versuchte das ganze auszublenden, warum ich jetzt ganz weg bin. Ob ich das muss ? Nein, aber ich tue es für mich und vielleicht für den ein oder anderen, der sein Social Media Verhalten hier durch hinterfragt. Das ganze hat mehrere Gründe. Twitter legte ich mir nicht zuletzt wegen dem VfB zu, ich mochte den Austausch mit vielen Personen, die Aktualität ob der Transfergerüchte,  doch irgendwann erlitt das ganze einen Bruch. Nicht zuletzt durch die Teroddathon Aktion gingen meine Followerzahlen stetig nach oben. Ich fühlte mich in der Pflicht Inhalte zu liefern. Zudem setzte mich alles schwer unter Druck. Ich wollte niemanden enttäuschen- niemand von den vielen Menschen die mich unterstützen die an mich glaubten. Es kam immer wieder zu Konflikten, weil ich mir Kleinigkeiten zu sehr zu Herzen nahm. Ich lies alles viel zu viel an mich heran.
Mein Verhalten war davon gesteuert möglichst gut da zu stehen, nach außen hin das perfekte Leben zu faken, dass ich so oder so nie hatte, das niemand je hat. Je mehr ich von anderen las, desto mehr begann ich mich zu vergleichen. Mit den super schnellen Läufern, die viel mehr schafften wie ich. Mit allen die scheinbaren in ihrem Job total glücklich waren und bei denen nach außen hin alles perfekt war. Mit den Pferdemädchen auf instagram die so eine super Beziehung mit ihrem Pferd hatten und bei denen IMMER alles funktionierte, die jede Woche Schleifen auf dem Turnier sammelten. Es machte mich  alles immer unglücklicher. Ich schaffte die Abgrenzung nicht zu sagen "Das ist social media, das sind Menschen im Internet, du weißt doch gar nicht ob das alles stimmt". Nichts machte mir mehr wirklich Spaß. Der VfB wurde mir madig geredet, mit dem Pferd war ich erst recht nicht mehr zufrieden- mit mir und meiner Figur so oder so nie. Zudem fühlte ich mit. Viel zu viel. Alle die Geschichten über Krankheiten- über den Tod eines Familienangehörigen und sei es nur der Tod des Wellensittichs eines meiner Follower lies ich an mich heran als würde es mich selbst betreffen. Zudem begann ich zu suchen. Die Krankheitssymptome die Personen im Internet hatten, hatte ich plötzlich auch. Zu meine Vorgeschichte bleibt vielleicht zu sagen, dass ich eine Angststörung habe- ich hatte schon öfters schlimme Krankheiten- in meiner Einbildung. Tag ein Tag aus konnte ich an nichts anderes mehr denken. Oft reichte schon ein kleiner Instagrampost und ich brach fast in Tränen aus. Genauso würde es mit mir auch kommen. Sicherlich wäre es auch bald zu Ende mit mir. Eine Zukunft gab oder gibt es für mich nicht. Freude empfinden? Fehlanzeige. Immer wieder versuchte ich diese Posts nicht zu lesen oder auf die Profile nicht zu klicken- aber ihr kennt das: es ist wie ein schlimmer Unfall, man möchte nicht hinschauen und tut es doch und ist danach nur noch fertiger, schockierter, trauriger. Wo andere zu wenig mitfühlen, bin ich einfach höchstsensibel. Während die Probleme die der Alltag so vor einen hinstellt mich oft schon genug belasten, belastete ich mich noch mit zusätzlichen Problemen von Menschen aus dem Internet. Es war nicht alles schlecht, ich fand durch Twitter eine Handvoll Menschen, die auch in der Realität gute Freunde wurden. Aber ich erlebte auch bei sehr vielen Personen das Gegenteil. So ist die Anonymität des Internets für viele ein gute Maske um zu pöbeln und zu manipulieren was das Zeug hält.
Mehrfach versuchte ich den Weg raus aus Twitter, ich lies mir aber immer eine Rückfallebene. Als ich mein Profil das erste Mal deaktivierte las ich trotzdem mit. Als ich mich vor Weihnachten nach einem Streit verabschiedete hielt das kaum zwei Wochen und schon hing ich wieder bei Twitter rum. All in or nothing. Halb twittern geht halt nicht. Und wenn ich mich nach Pausen wieder zurückmeldete kamen sie die Stimmen: Jetzt hat sich wieder gelöscht um noch mehr Aufmerksamkeit bekommen, achja lang durchgehalten hat sie ja nicht- so war das, ja. Unter dem ganzen Onlinewahnsinn litt zuletzt nicht nur meine Gesundheit sondern auch meine Beziehungen. Es war mir ja eh nichts gut genug und es war mir ja auch oft wichtiger Likes von fremden Menschen zu bekommen- als Bestätigung durch Freunde oder Familie. Ich sah mich auch mehr oder weniger verpflichtet was zu Thema XY zu posten oder zu schreiben- egal ob es mir jetzt Spaß machte oder nicht..
Anfang 2018 muss ich die Reißleine ziehen. Auch wenn viele mir ans Herz gewachsen,  zu sehr ans Herz gewachsen sind muss ich nun Selbstschutz betreiben und raus. Raus aus der virtuellen Welt, rein in die Realität die mich vor genug Herausforderungen stellt. Ihr mögt das sicherlich alle schade finden, ich werde auch meine Profile weder löschen noch deaktivieren. Wenn ich irgendwann die gestärkte Persönlichkeit bin, die es schafft eine Trennlinie zu ziehen dann gibt es ja vielleicht doch einen Weg zurück. Im Moment kann ich das aber noch nicht und will es auch nicht mehr. Ohne Social Media geht es mir im Moment besser. Es bleibt mir nur euch allen alles Gute zu wünschen. Reflektiert euer Social-Media Verhalten dann und wann und lasst euch nicht vom Internet eure Realität nehmen. Ich könnte hier jetzt noch irgendwelche Dinge rum schwadronieren von wegen und so lasst uns in Kontakt bleiben wenn ich euch wichtig bin oder was auch immer: Aber das Internet vergisst schnell und deshalb lass ich es einfach so stehen. Wer wirklich mit mir in Kontakt bleiben will wird Wege dazu finden.
 
und jetzt geht der Fallschirm auf,
jetzt geht der Fallschirm auf.
na dann herzlich Willkommen Zuhaus
und ein letztes Mal winken und
ich bin raus
 
Songschnipsel: Kettcar- Die Straßen unseres Viertels und An den Landungsbrücken raus.

Kommentare

  1. Sehr schöne Einstellung!
    Auch wenn es hart ist und vielleicht weh tut. Aber es ist und bleibt eine Scheinwelt. Und die setzt viele sehr unter Druck oder wer postet schon Niederlagen und schlechte Momente?

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  2. Hi Jenny, das ist sehr schade zu lesen, aber absolut nachvollziehbar. RL geht immer vor rund ich denke, Du hast im Moment mit anderen Dingen genug um die Ohren...

    Eventuell liest man sich ja mal wieder!

    Alles Gute!
    Marc

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